Buch

 

Sorgst Du Dich manchmal auch um den Zustand unseres Planeten und Deine Zukunft?

Und weißt Du, dass dieser Satz, den Du gerade gelesen hast, ein sogenanntes »Barnum-Statement« ist?

Mein Name ist Michelle Stern. Ich bin eigentlich Autorin im Bereich Science-Fiction, doch nun habe ich ein unterhaltsames Sachbuch geschrieben. Es gibt zwei große Themen, die mich in den letzten Jahren beschäftigen. Das erste ist die von uns Menschen eingeleitete Heißzeit, die wir »Klimakrise« nennen. Das zweite ist die Art und Weise, wie unser Gehirn arbeitet und »Denkfehler« macht.

Beides ist eng verbunden. In diesem Buch bringe ich zusammen, was zusammen gehört. Wenn Du tiefere Einsichten und ein besseres Verständnis für Dich, die Welt und die Klimakatastrophe suchst, lade ich Dich herzlich zu einer Entdeckungsreise ein.

Dieses Buch kann Dir Stütze und Abrissbirne sein. Es wird Dich herausfordern, provokativ sein und Dich trösten. Ja, vielleicht sogar mit einigem versöhnen.

Lass uns gemeinsam die geistigen Türme einreißen, die uns einkerkern und im Weg stehen. Wir brauchen ihre Steine, um eine Brücke zu bauen. Sie führt in eine neue Zeit.


BLICK INS BUCH

»Wir sind blind gegenüber dem Offensichtlichen und blind gegenüber unserer Blindheit.«

Daniel Kahneman, »Schnelles Denken, langsames Denken«.

Penguin Verlag, 2012

Veränderung

In diesem Buch geht es um den Klimawandel. Inzwischen heißt er Klimakrise und ist eine schier unvorstellbare Katastrophe. Es gibt viele Bücher zu dem Thema, doch wie die Klimakatastrophe weder innehält, müde wird oder schläft, müssen wir weitermachen und unser Bestes geben. Nur so ist eine zukünftige Welt möglich, in der Menschen in Frieden und gesund leben, ohne Kiemen zu entwickeln oder auf lange Sicht zu Methanatmern zu werden.

Zugegeben, das mit den Methanatmerinnen dürfte weit in der Zukunft liegen. An der Stelle: Ich bin Science-Fiction-Autorin. Eigentlich schreibe ich Bücher, in denen ich den Realitätsschalter gerne mal ausknipse. Ich habe mich gefragt, was ich durch meine Erfahrung besser hinbekomme, als andere Autorinnen. Wie ich mich einbringen kann in die Katastrophenhilfe, die wir derzeit so bitter brauchen und in der wir seit Jahrzehnten vom Staat kläglich allein gelassen worden sind. So kläglich, dass dieses Buch entstanden ist. Denn ich hätte es in einer gesunden Demokratie mit einer Regierung, die ihrem Job nachkommt, nie geschrieben. Aber auch in einem Staat mit anders handelnden Bürgern und Bürgerinnen wäre es nicht entstanden.

Brauchen wir andere Bücher? Was müssen wir verstehen, um unser Verhalten zu verändern?

Wir machen seit Jahrzehnten weiter wie zuvor und wählen in Deutschland große Parteien, die uns spätestens seit 1998 bewiesen haben, dass sie sich der Verantwortung nicht stellen. Sie geben auf, sobald ein bisschen Gegenwind weht, sich Lobbyisten einmischen oder schnelles Geld lockt. Dabei hätte es sich gelohnt, sich für die Menschen im eigenen Land sowie der Welt einzusetzen. Und für eine Zukunft, die über den Zeitraum einer Wiederwahl hinausgeht. Es wäre weise gewesen, nicht auf bezahlte Propaganda von Konzernen oder anderen Staaten zu hören. Staaten wie Russland, die mit fossilen Stoffen wie Öl und Gas Geld verdienen. Stattdessen hätten die gewählten Volksvertreter der Wissenschaft zuhören sollen.

Mein Physiklehrer sagte vor dreißig Jahren, wie sich das Wetter in Deutschland aufgrund der klimatischen Bedingungen verändern wird. Er sagte, dass Wasserstoffautos nicht durch Zusammenstöße explodieren. Ich saß da auf dem harten Holzstuhl und hörte ihm zu. Draußen schneite es. Der Großteil der damaligen Regierung tat anderes. Er hörte naturwissenschaftlich ausgebildeten Menschen weder genug zu noch nahm er sie ernst.

Die Politik, die für den Schutz des Allgemeinguts und für Menschenleben erhaltende Spielregeln zuständig ist, ignoriert das Problem seit Jahrzehnten hartnäckig. Sie setzt »Auf-Sicht-Fahrerei«, Verlustangst und Ignoranz. Inzwischen missachtet sie sogar bestehende Gesetze.

Während wir uns nicht ändern, ändert sich die Welt gewaltvoll. Wir sind mitten drin in der selbstgemachten Heißzeit. Regen im Sommer wird zur Atomkraftwerkssicherheit gefährdenden Mangelware, Waldbrände zum neuen Normal und Unvernunft zum Dauerbrenner. So wie sich ohne Wasser kein an einem Fluss liegendes Atomkraftwerk kühlen lässt, können wir ohne vernünftiges Nachdenken keinen echten Fortschritt darin erzielen, unser Verhalten zu ändern. Der Super-GAU klopft seit Jahrzehnten an, und er klopft immer lauter.

Es gibt eine ganz einfache Wahrheit zum Thema Klimakatastrophe:

»Entweder ändern wir unser Verhalten und verzichten darauf, uraltes CO2 in Form von Öl, Gas, Kohle und auch Plastik in die Atmosphäre zu pumpen, oder unsere Erde verändert sich weiter. Und das in einer Weise, die kein lebensbejahender Mensch wollen kann. Diese Veränderungen werden nur eine Seite der GAU-Medaille sein. Uns erwarten stark wachsende Flüchtlingsströme, Energiekriege, Kämpfe um Ressourcen wie Trinkwasser und sinkender Wohlstand. Dadurch sind immer mehr Unruhen, Krisen und Kriege vorprogrammiert.«

Aus der Nummer kommt keiner mehr raus.

Das Ganze hat nichts, rein gar nichts, mit irgendeiner Partei zu tun. Wenn Du ein Mensch bist, der leben will, und der ungern mithilft, das Leben anderer abzuschaffen, wirst Du das nicht wollen. Es ist darüber hinaus ein Verstoß gegen das Recht auf Leben und damit das Grundgesetz.

Inzwischen sind die Änderungen so massiv, dass jeder und jede, der und die offen ist, das sieht. Tendenz: Es kann noch viel, viel schlimmer kommen! Die Klimakatastrophe kennt keinen Deckel nach oben. Wir stehen erst am Anfang. Das Höllentor schwingt auf. Der Weg wird heißer und extremer.

Die Politik in Deutschland ignoriert im Gegensatz zu der in der Schweiz und anderen europäischen Ländern die Größe und Art des Problems großflächig weiter. Es wird sich zu wenig um parteiübergreifende Spielregeln gekümmert, die die Wachstumswut zerstörerischer Wirtschaft zügeln und für die Einhaltung von Gesetzen sorgen. Es fehlt der Wille, leicht verständliche Informationen zu liefern, was auf dem Spiel steht und vor allem: Was jeder und jede tun kann!

Schlimmer noch: Oft genug geben Politiker Fehlinformationen, wie etwa, Atomkraft sei günstiger als Energie aus Wind und Sonne, Biogas und Batterien. Öffentliche Debatten werden von Politkern der CSU, CDU, FDP und AfD bewusst missverstanden und absichtlich zersetzend geführt. So brachte zum Beispiel der bekannte CDU-Politiker Jens Spahn den zerstörerischen Begriff »Klimadiktatur« ein. Wortkeulen wie »Moornazis«, »Gutmenschen«, »Tofu-Terroristen« und »links-grün versifft« klingen leider viel zu oft aus Fernsehlautsprechern oder tauchen schwarz auf weiß in Zeitungen auf.

Konservative, die etwa die AfD kritisieren, werden in eine linke Ecke gedrängt.

Diese Art der unwissenschaftlichen »Stammtisch«-Politik mit den Mitteln Übertreibung und aus dem Kontext reißen, erschafft gefährliche Geschichten, statt Hilfe zu versprechen.

Aber was genau ist das, das wir unternehmen könnten?

Was tun?

Es liegt auf der Hand, dass wir uns ändern sollten, um den Schaden zu begrenzen und eine für uns bessere Welt zu erschaffen, nicht nur in Bezug auf die Klimakatastrophe. Aber wie? Der Wissenschaftler Professor Harald Lesch fragt in einer seiner vielen Sendungen zum Thema Klimakrise: »Haben wir den Klimawandel verpennt?«

Definitiv haben wir das! Und viele schlafen selig weiter, obwohl das Schnellfeuergewehr neben uns für jede Menge Krach sorgt. Das muss aufhören.

Harald Lesch spricht in einer seiner Sendungen von den Göttern Kairos und Chronos. Chronos ist der Gott, der den Ablauf der Zeit und der Lebenszeit versinnbildlicht. Kairos dagegen ist ein Gott, den wir an seiner Locke, am Schopf, packen sollen. Er ist die zum Gott verkörperte günstige Gelegenheit. Doch reicht das in Bezug auf die Klimakatastrophe? Genügt es für eine Welt ohne Kriege und gewaltvolle Umwälzungen, die Millionen bis Milliarden menschliche Leben kosten könnten?

Was wäre, wenn wir Kairos, den Gott des richtigen Augenblicks, beim Schopf packen würden, ohne auf den richtigen Moment warten zu müssen? Die Götter sind Geschichten, von Menschen erzählt. Sie sind erfunden. Auch der »richtige« Augenblick ist eine Geschichte. Ich behaupte: Jeder Moment ist so gut oder schlecht wie der andere, und das macht uns frei zu handeln.

Was, wenn wir Kairos erschaffen?

Jetzt!

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